Hallo Sonnenschein
Ein Drittel des Jahres ist bereits vorbei. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz. In den letzten vier Monaten habe ich mich für 45 Projekte beworben, 14 Absagen und 2 Zusagen erhalten. Einmal waren die Konditionen so schlecht, dass ich von mir aus absagen musste und zwei weitere Projekte musste ich aus inhaltlichen Gründen ablehnen.
Bist du ein Zahlenmensch, hast du wahrscheinlich bereits addiert und festgestellt, dass du nicht auf die 45 Bewerbungen kommst. Das ist richtig. Leider ist es aufgrund der vielen Bewerbungen für eine einzelne Rolle nicht unüblich, dass keine Absagen verschickt werden. Keine positive Rückmeldung bedeutet ganz einfach: "Danke für deine Bewerbung. Eine Konkurrentin hat besser auf die Rolle gepasst und wir haben uns deshalb für sie entschieden. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg und freuen uns bereits heute auf eine spätere Zusammenarbeit." Gut, den letzten Satz rede ich mir vielleicht auch einfach ein ;-).
Erfreulich war, dass ich für 4 Projekte direkt angeschrieben wurde, weil ich ins Rollenprofil passte. Letztendlich wurde ich zwar nicht gebucht, es freut mich aber trotzdem, dass meine Präsenz langsam dazu führt, dass ich tatsächlich Anfragen erhalte. So richtig ernst gemeinte Arbeitsanfragen – Kaffeeeinladungen von älteren Männern und die vielen Nachrichten von entfernten Verwandten, die mir wohl gerne ihr Vermögen vererbt hätten, flatterten natürlich schon früher in die Mailbox.
Bleiben wir doch beim Vermögen. Über Geld spricht man zwar nicht, ich möchte hier meine Anfänge aber transparent darstellen – Wer weiss, vielleicht wird mal jemand mit demselben Berufswunsch auf meinen Blog stossen. Ich habe dieses Jahr bisher einen tiefen dreistelligen Betrag verdient. Ja, die Miete allein war ein klein wenig höher, trotzdem waren die zwei Drehtage verhältnismässig gut bezahlt und ich kann nicht klagen.
"Und an den restlichen, unbezahlten 81 Arbeitstagen warst du faul, hast die Sonne genossen, musiziert, gelesen und ferngeschaut?", höre ich dich fragen. Nein. Okay, nicht nur. Angefangen hat mein Jahr mit der Fertigstellung meiner eigenen Website. Ich habe die Einträge in sämtlichen Schauspielkarteien ergänzt und aktualisiert, ein erstes About-Me gedreht, meinen Online-Auftritt in den sozialen Medien optimiert und laufend ausgebaut. Immer wieder habe ich festgestellt, dass ich technisch noch zu wenig versiert bin und habe recherchiert, wie ich dies oder das am besten anstelle.
Ach, und dann habe ich natürlich noch ein komplettes Konzept für ein neues Demoreel ent-worfen und dann doch wieder ver-worfen. Ich habe gemerkt, dass ich zwar den kreativen Teil gerne gemacht habe und die Aufgabe mich bestimmt auch irgendwie weitergebracht hat, mir die Umsetzung aber eher Magenschmerzen bereitet. Ich bin noch nicht erfahren genug, um ein so grosses Projekt (ich hatte ganz viele Ideen und dummerweise auch sofort Bilder im Kopf, die ich dann auch perfekt haben will) in Eigenregie umzusetzen. Lektion gelernt, weiter gehts.
Nach zwei hauptsächlich mit Computerarbeit ausgefüllten Monaten sank der Spassfaktor ein wenig und ich wollte wieder mehr spielen, um nicht einzurosten. So habe ich mich wieder mehr mit eigentlichem Schauspiel auseinandergesetzt und Monologe gelernt (dazu mehr im Blogartikel "Szenenarbeit", der auch bald kommt).
Im April habe ich begonnen, mich um eine Agenturvertretung zu kümmern. Bisher wurde ich zwei- von viermal abgelehnt (die anderen zwei Antworten sind noch ausstehend). Das liegt hauptsächlich daran, dass ich auch hier sehr auf Qualität achte und mich (solange ich es mir leisten kann) nur bei den besten Agenturen bewerbe. Da muss dann ganz viel stimmen, damit beide Parteien profitieren können, alles passt und eine Zusammenarbeit zustande kommt.
Fazit: Aller Anfang ist schwer. Der Einstieg ins Business ist tatsächlich etwas zäh und bestimmt nicht ganz leicht. Das wusste ich aber auch schon letztes Jahr und die Jahre davor. Trotzdem hat auch ganz viel schon geklappt, ich durfte dazulernen und bin alles in allem sehr zufrieden mit meinen ersten Gehversuchen.
Ursprünglich wollte ich diesen Artikel mit den leicht ironischen Worten "Höchste Zeit für wohlverdiente Ferien" schliessen, aber da gab es wohl eine kleine Planänderung. Schliessen wir deshalb so: Wir müssen ja sowieso denken, warum dann nicht gleich positiv?*
Herzlich,
ani.actress
*Der Spruch stammt nicht von mir, ich würde aber unterschreiben.
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