Schnuppertag

Hallo Sonnenschein

Ganz gespannt mache ich mich auf den Weg zu meinem möglichen neuen Arbeitsort. Bisher klang die Stelle wie ein Sechser im Lotto. Obwohl ich keine Zeit für viele Überlegungen oder einen Kriterienkatalog hatte, sind natürlich einige Wunschträume schon länger im Kopf. Ich möchte eine Teilzeitanstellung, einen gewissen Lohn erhalten, am liebsten uniformiert arbeiten, keinen Schichtdienst, trotzdem bereits am Nachmittag Feierabend machen, zurück in die Dienstleistung und, wenn ich wählen kann, bei einer Firma angestellt sein, welche sich dazu verschrieben hat, anderen zu helfen (Rettung, Tierschutz, Polizei o. Ä.) – da könnte ich beispielsweise am Empfang oder im Backoffice arbeiten. Bis auf zwei Punkte (und auch die sind fast erfüllt) entspricht die Stelle in der Sicherheitsbranche allen Wünschen.

Der Schnuppertag verläuft etwas anders, als man denken könnte. Er gleicht mehr einem zweiten, beziehungsweise dritten, Bewerbungsgespräch. Ich darf meinen Arbeitsplatz kennenlernen, allerdings ist ein "Über-die-Schulter-schauen" nicht wirklich möglich. Die Kollegen vom HR schienen mir zudem sehr viel zuzutrauen, hier zeigt man sich eher skeptisch. Ich bin ein wenig eingeschüchtert. Bin ich der Aufgabe wirklich gewachsen? Andererseits werde ich bestimmt eine solide Ausbildung/Einführung erhalten.

Wir sprechen über Arbeitszeiten und Anfahrtswege, meine Sprachkenntnisse werden getestet und es bleibt auch Zeit für ein paar persönliche Geschichten aus der Vergangenheit. Mir werden Hierarchien erklärt und Verantwortungsbereiche bewusst gemacht. Am Ende des Gespräches wird mir ein "mittelmässiges bis positives" Feedback zugesichert.

Ich überlege, ob ich die nötigen Fähigkeiten für den Job habe. Dann frage ich mich, ob ich Lust habe, alles zu erlernen, meine volle Energie reinzustecken und ob ich die werden möchte, welche genau diese Arbeit mehr als zufriedenstellend ausführt. Weil ich diese Fragen mit "Ja!" beantworten kann (und weil mir die Räumlichkeiten und vor allen Dingen die Verpflegungsmöglichkeiten wirklich sehr gefallen) bestätige ich dem HR mein Interesse.

So kommt es, dass ich im Herbst eine neue Stelle antreten darf. Wieder schlage ich ein neues Kapitel im Buch meines Lebens auf. Ich bin schon voller Vorfreude auf die kommenden Geschichten und hoffe, du liest weiterhin mit.

Herzlich,

ani.actress