Statisteneinsatz Teil 1

Liebe Belle

Diese Anrede muss ich wohl nochmals überdenken. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass du meine Beiträge 19 Mal anschaust und fünf Herzen vergibst... Es muss noch einen zweiten Leser geben. Hallo :-). Ich hoffe, du fühlst dich auch willkommen, und keine Angst, ich lass mir bezüglich Anrede was einfallen.

Wenn ich keine Aufträge als Darstellerin habe, stelle ich mich manchmal als Statistin zur Verfügung. Heute – nein, streich das "Heute" und ersetze es durch "In dieser Serie" – möchte ich dir ein wenig schildern, wie so ein Einsatz als unbedeutende Randfigur (Definition aus dem Duden) abläuft.

Aber von ganz vorn.

Gehen wir davon aus, Möbelhersteller Fischer mit Sitz in Bern möchte einen Werbespot drehen und beauftragt eine Werbeagentur. Diese beauftragt wiederum diverse Unternehmen mit der Durchführung. Von der Produktionsfirma über die Regisseure aus England, die schwedische Agentur für Schauspieler bis hin zur Stylingfirma aus Zürich wird alles aufgeboten, was Rang und Namen hat. Das passiert natürlich im Vorfeld, zu diesem Zeitpunkt ist alles noch "top secret". Ich lese am Montag die Ausschreibung einer Castingagentur.

"Wir brauchen noch Statisten für einen Werbedreh diesen Mittwoch, 9 Uhr bis 15 Uhr. Der Einsatz wird branchenüblich vergütet. Bei Interesse melde dich mit aktuellen Fotos und deinen Kontaktdaten bei uns."

Mit "branchenüblich" ist CHF 50 pro halbem und zwischen CHF 80 und CHF 100 pro ganzem Drehtag gemeint. Mehr steht da normalerweise nicht drin. Ich bewerbe mich also und erfahre dann in einer Mail, dass es sich beim Kunden um einen führenden Möbelhersteller handelt und sich die Produktion morgen direkt bei mir melden wird, sollte ich als Statistin in Frage kommen.

Am Dienstag um 16:30 Uhr schreibt mir Frau Böller von der Produktionsfirma, dass sie sich sehr freut, mir mitteilen zu können, dass ich morgen pünktlich um 12 Uhr in der alten Fabrikhalle, Fantasiestrasse 23 erwartet werde. Wir drehen einen Spot für Möbelhersteller Fischer und es wird um ein Sofa gehen.

Mitnehmen: 2 bis 3 Outfits, auf keinen Fall der Jahreszeit entsprechend, denn die Werbung wird erst später ausgestrahlt. Ausserdem zu vermeiden: erkennbare Logos, kleine Muster, dunkle Farben, helle Farben, alle Farben des Regenbogens, Kleider, Jeans, T-Shirts und Krawatten. Gewünscht: Stirnband oder Ähnliches, falls vorhanden.

Okay, vielleicht habe ich hier ein klitzekleines bisschen übertrieben, aber ihr wisst, was ich meine.

Natürlich soll der Einsatz nochmals per Mail bestätigt werden. Und die Ansprechperson am Set wird Frau Römer sein.

Um 16:45 habe ich eine Voicemail auf dem Telefon. Eine leicht gestresst wirkende Frau Böller fragt, ob ich ihre Mail erhalten habe und ob ich bitte antworten könne.

Ich lasse mich aber hier nicht drängen und erzähle ein andermal weiter. Jetzt erwarte ich Besuch. Und euch wünsche ich ein wunderschönes und entspanntes Wochenende.

Herzlich,

ani.actress