Hallo Sonnenschein
Im Februar gönnten wir uns eine kleine Auszeit und fuhren kurzerhand für drei Nächte nach Wien. Es war superschön und ich bin dankbar, dass ich in so einer privilegierten Position bin und immer wieder neue Orte entdecken darf. Ich hoffe, du fühlst dich vom folgenden Erfahrungsbericht unterhalten. Er ist weder vollständig noch als Touristenführer zu verstehen, sondern soll dich lediglich daran erinnern, dass das Leben in der Ferne wie zu Hause ein Geschenk ist.
Anreise
Die Zugfahrt war alles andere als langweilig. Ein eher angetrunken wirkender Mitreisender wetterte lautstark über die deutsche Politik. Die Zwillingsschwestern im Nebenabteil (beide haben Enkel) strickten auf komplett unterschiedliche Art und wirkten in ihren Bewegungen trotzdem beinahe identisch – dies traf übrigens auch auf ihren Kleidungsstil zu. Faszinierend. Ich selber lernte in einem Podcast etwas über die gesetzliche Situation von lesbischen Paaren in europäischen Ländern. Untermalt wurde das ganze Treiben vom erstaunlich brummeligen Schnarchen der zierlichen Blondine hinter mir. So verging die Zeit wie im Flug und schon bald wurde es draussen dunkel und wir waren am Ziel.
Unterkunft
Im Hotel stellten wir fest, dass wir wohl über ein sehr, sehr gutes Reisebüro gebucht hatten. Wir wurden in einem Deluxe-Zimmer untergebracht. Erst konnten wir nichts Spezielles an dieser Kategorie feststellen, aber dann bemerkten wir den Aufkleber. In unscheinbarem Schwarz prangte er an der Tür der Minibar. Die weisse Aufschrift lautete: "Eine Füllung pro Tag ist im Zimmerpreis inbegriffen". Was für ein Gefühl! Vom Otto-Normalverbraucher zum Superstar in nur einem Satz. Ob wir dieses Angebot optimal genutzt haben, indem wir zwei stille Wasser und ein "Mineral mit" tranken, sei mal so dahingestellt, aber darum geht es ja auch nicht.
Am nächsten Abend wurde unsere Freude übrigens noch übertroffen durch eine kleine Popcornmaschine in der Lobby. Davor waren kleine Papiertüten drapiert, die jeweils eine Handvoll fertiges Popcorn enthielten. Jeder Gast durfte sich bedienen und – Achtung, jetzt kommts: die Tüte mit aufs Zimmer nehmen. Priceless.
Sehenswürdigkeiten
Am ersten Morgen in Wien bemühten wir uns um Punkt neun um Tickets für die Spanische Hofreitschule (ja, die Schlange beginnt tatsächlich draussen vor dem Haus). Zehn Minuten später hatten wir unsere Karten und das Warten begann von Neuem. Trotz Studieren des Touristenplanes, welchen die Engländer vor uns in der Hand hielten – wir müssen nachher unbedingt "Time Travel" besuchen – und Kofferpackspiel nicht die kurzweiligsten 45 Minuten unserer Reise... Belohnt wurden wir mit einem der begrenzten Sitzplätze und einer leider nicht allzu abwechslungsreichen Morgenarbeit. Die Führung am Nachmittag begeisterte dann auch meinen etwas weniger pferdevernarrten Freund.
Time Travel ist übrigens auch empfehlenswert. Durch den Einsatz verschiedener technischer Hilfsmittel erlebt man eine Reise durch Wiens Vergangenheit. Mir haben die Schneeflocken bei der letzten Station am besten gefallen.
Am Abend besuchten wir den Prater (Wiens Vergnügungspark) und mein Freund testete die wenigen im Winter offenen Attraktionen.
Tag zwei stand im Zeichen der Schlösser. Eine Besichtigung von Schloss Schönbrunn entführte uns in die Kaiserzeit. Leider habe ich komplett den Überblick verloren. Zu viele Herrscher, die die verschiedenen Räume zu verschiedenen Zeiten geprägt haben. Frag mich also bitte nie, wer dort wann welche Toilette benutzt hat. Das Schloss hat mir als Fan der barocken Architektur dennoch sehr gut gefallen.
Ein Spaziergang durch den Park von Schloss Belvedere rundete unseren Aufenthalt ab. Zum Glück hat uns ein einheimisches Paar den Weg nach draussen gezeigt, als die Eisentüren bereits geschlossen waren (man muss durch das Gebäude des unteren Belvedere, ist doch völlig logisch).
Kulinarisches
Jeden Abend kamen wir am Café Central vorbei. Jeden Abend standen eine Menge Leute draussen vor der Tür und warteten auf einen frei werdenden Tisch. Wir hatten natürlich keine Ahnung weshalb, schliesslich treten wir unsere Reisen meist sehr unvorbereitet an und lassen uns dann treiben. Irgendetwas musste es aber mit diesem Lokal auf sich haben. Ich habe das jetzt mal für dich gegoogelt. Das Café Central existiert seit 1876 und gilt als das schönste Kaffeehaus Wiens. Berühmt ist es für die preisgekrönte Patisserie und dafür, dass bereits die grössten Dichter und Denker, wie beispielsweise Sigmund Freud, dort einkehrten. Tja, jetzt werde ich vermutlich nie erfahren, ob die Atmosphäre dieses geschichtsträchtigen Ortes die Warterei in der Kälte wert ist.
Was ich aber weiss, ist Folgendes: Wenn man das Café Central rechts liegenlässt und der Strasse weiter folgt, taucht nach ungefähr sieben Minuten das Café Diglas im Schottenstift auf. Wobei, auftauchen ist das falsche Wort, denn es ist fast wahrscheinlicher, dass man es verpasst, als dass man es sieht. Hat man es dann doch gefunden, ist man vom Interieur auch nicht überaus positiv überrascht. Das ist aber auch schon alles, was hier nicht 1A ist. Das Essen ist unglaublich gut. Und ich meine, unglaublich gut. Die Bedienung ist freundlich und überdurchschnittlich schnell, dazu wird live Klavier gespielt. Ich habe das Café Diglas zweimal getestet, war zweimal überzeugt und empfehle es hiermit wärmstens weiter.
Den zweiten kulinarischen Höhenflug (im wahrsten Sinne des Wortes) erlebten wir im Sky. Wir schlenderten gerade am Stephansdom vorbei, als der Magen zu knurren begann. Mein Freund befragte sein Smartphone, suchte sich nach Distanz und Namen ein Restaurant aus und, ta-daa, schon waren wir über den Dächern von Wien und staunten über die Weiten der Stadt. Ich genoss eine Superfood Bowl im obersten Stockwerk des Kaufhauses Steffl und war – mal wieder – rundum zufrieden.
Und sonst so
Ich hasse es, das zu sagen, aber die Mozartkugeln aus Wien sind tatsächlich besser als die aus Salzburg.
Der Nachteil an der ganzen Sache war, dass ich unseren Waschtag verpasst habe. Dementsprechend gross ist der Wäscheberg diese Woche ausgefallen. Dreimal darfst du raten, was meine Pläne fürs Wochenende sind... Genau, ein Brettspiel ;-).
Herzlich,
ani.actress
Mein Lieblingsgebäude ist das Rathaus!!!
Mit vier 4 Minuten Lesezeit ist man ja richtig gefordert! ;-)
Danke für den Bericht aus Wien!
Wir sind praktisch jedes Jahr für 5 - 6 Tage in Wien, aber leider noch nie mit dem Zug.
Die Familie möchte lieber fliegen, ich werde wohl mal alleine hinfahren müssen.
Dank deinem Bericht, weiss ich jetzt aber schon viel mehr von Wien, man lernt nie aus!
Verräts du uns den Namen des Hotels? :-)
Hier noch ein Spiel: Eine Person sucht sich ein Wort mit 4 Buchstaben aus, die andere Person muss es erraten und zwar mit einem eigenen Wort. Eine Person merkt sich "Haus", die ander Person sagt "Post". Die erste Person sagt dann, das gibt einmal weiss für das "S"…