Liebe Belle
Von Gemütlichkeit bis Zahlengewirr, vom Ausschlafen zur Nachtschicht und vom Serienmarathon zur harten Realität. Ein Samstag, der viel zu bieten hatte.
Morgens ausgeschlafen aufwachen – eines der schönsten Gefühle überhaupt. (Betonung auf "eines der".) Es hält normalerweise genauso lange an, wie man nicht auf die Uhr schaut. Mit dem schockierten "Ach herrje, schon so spät!" verpufft das Glücksgefühl augenblicklich.
Es folgt ein innerer Dialog, der in etwa so lauten könnte:
– Herrgott, schon fast Mittag! Kaum zu glauben, dass ich so lange geschlafen habe, war ich tatsächlich sooo müde?
– Will ich mich veräppeln? Seit Tagen bilde ich mir ein, auch ein paar Stunden weniger sind noch genügend Schlaf. Abends lange amüsieren, am darauffolgenden Morgen bereits die nächste Verabredung und dann noch das viele Essen über die Festtage. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob bereits alles verdaut ist.
– Warum gehe ich dann nicht einfach konsequent früher zu Bett? Echt unmöglich!
– Weil ich es nicht kann. Habs versucht. Ist nichts für mich. Lieber einmal die Woche richtig lange liegenbleiben.
– Ja, okay, ich hab ja recht. Trotzdem, ich wollte heute noch so viel erledigen, und dann ist auch noch Samstag, ein wenig Freizeit sollte auch noch bleiben!
– Genau, es ist Samstag. Freizeit ist das richtige Stichwort. Der ideale Zeitpunkt um nichts zu tun. Ich wollte mir doch sowieso mehr Zeit für mich nehmen, also warum nicht gleich im Bett bleiben und sich die neuesten Nachrichten/Bilder/Filme auf Instagram/Youtube/Netflix/ – ergänze hier, was auch immer dein Kopf dir sagen würde – reinziehen?
– Moment mal. Mit "Zeit für mich" meine ich sinnvoll genutze Zeit. Entspannung. Ein Buch lesen, eine Kerze anzünden, meditieren. Sowas halt. Sicher nicht meinen Kopf mit noch mehr Input zumüllen. Und abgesehen davon habe ich wirklich dringend noch was zu erledigen. Also schwinge ich jetzt mein Hinterteil aus dem Bett und lege los.
– Ja, ja, gleich. Mach ich ja gleich. Nur keinen Stress. Jetzt zähle ich noch bis 10 oder ich aktiviere noch einmal die Snooze-Funktion meines Weckers und dann gibts erst mal ausgiebig Frühstück. Und was dann ist, sehe ich später, okay?
– ... Die 10 sind längst vorbei.
– Ich war bei 9! Aber jetzt muss ich leider nochmals neu beginnen.
– Also gut. Jetzt stehe ich aber auf. Es gibt wirklich noch zu tun.
– Manchmal kann ich echt nervig sein. Wovon rede ich überhaupt? Diese wichtigen "Dinge", die ich erledigen will, was meine ich damit? Doch wohl nicht die Abrechnung, oder? Wo ist das, bitteschön, dringend? Prioritäten setzen, das könnte ich mal lernen. Am Wochenende arbeitet sowieso niemand. Und um Kontoauszüge zu kontrollieren, habe ich 30 Tage Zeit. Kam es überhaupt schon mal vor, dass etwas nicht stimmte? Nein.
– Ja.
– Abgesehen von meinen Rechenfehlern?
– Nein.
– Es ist folglich nicht einmal schlimm, wenn ich das mal einen Monat ganz ausfallen lasse.
– Jetzt gehe ich zu weit.
– Stimmt. Frühstück.
Nachdem man also die durch Schlaf gewonnene Energie zum Diskutieren verwendet hat, steht man auf und fragt sich, warum man jetzt plötzlich wieder so müde ist, man fühlte sich doch noch vor fünf Minuten total fit.
Da ans Arbeiten jetzt keinesfalls mehr zu denken ist, fläzt man sich aufs Sofa und schaut sich eine Serie an (momentan ist das bei mir "Sherlock Holmes" – kann ich empfehlen).
Ich kenne dieses Spielchen übrigens auch in anderen Varianten (früh ins Bett gegangen, früh aufgestanden, weniger geschlafen, mehr geschlafen, To-dos vom Vortag (o. Ä.) noch offen, das nächste To-do ist erst für morgen eingetragen etc.), läuft aber immer mehr oder weniger aufs Gleiche hinaus.
Trotzdem habe ich am Abend noch abgerechnet. Ich habe CHF 36 zu viel, wie toll! Spass, ich nerve mich unendlich, dass ich nicht weiss, wo der Fehler liegt. Und nein, ich schenke dir nicht 36 Franken (und auch sonst niemandem), was für eine dumme Aufforderung!
Auch die Budgetierung fürs 2020 ist gemacht. Bin ich eigentlich die einzige Privatperson, die ein Budget macht? Haben mir jedenfalls meine Eltern so beigebracht. Ich mag diese Aufgabe sehr gerne. Es ist einfach super, Zahlen zu verschieben und sich zu überlegen, in welchem Bereich man sich im kommenden Jahr etwas gönnen möchte und wo künftig eingespart werden soll. Immer mit dem Dokument des letzten Jahres als Vergleich. Allerdings muss ich zugeben, es macht mit fixem Einkommen wesentlich mehr Spass als ohne.
Wie dem auch sei, mein Schreibtisch ist aufgeräumt, die Dokumente sind in Ordner sortiert. Kurz, das alte Jahr ist abgeschlossen und ich bin bereit, alles, was im neuen kommt, mit offenen Armen zu empfangen (zumindest behaupte ich das jetzt mal so).
Muss ich erwähnen, dass es bereits spät ist und ich mich auf die Stimmen morgen früh freue? Nein, muss ich nicht.
Herzlich,
ani.actress
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