Hallo Sonnenschein
Mein Vater und ich unternehmen einen Spaziergang. Die Sonne strahlt vom Himmel und das Leben ist wunderbar. Ungefähr auf halber Strecke wird mein Vater leicht nervös. Links am Wegesrand steht ein kleiner (Papi würde hier bestimmt bereits widersprechen) Bienenwagen. Die zur besten Nahrungsquelle gewählte Blumenwiese liegt ganz offensichtlich rechts des Weges. Vor uns verdunkelt also ein ganzer Bienenschwarm (oder wie mein Vater sagen würde: ein Killerbienenschwarm) die Sicht. Ich bin hier schon zweimal langgegangen und kenne deshalb die Bienen – sie tun nichts. Allerdings muss ich zugeben, dass diesmal erstaunlich viele unterwegs sind. Entspannt und mit ruhigem Schritt gehe ich weiter.
Papi folgt mir gezwungenermassen, glaubt aber nicht so ganz an die Friedfertigkeit der Bienen – immerhin durchqueren wir ihre Flugbahnen. Sein Gang erinnert dann auch leicht an Filmszenen, in denen die Protagonisten durch ein bewegtes Laserlabyrinth turnen. Unversehrt erreichen wir den Diamanten, also den Waldrand hinter dem Bienenwagen. Mein Vater versucht die letzte Biene mit den Händen zu vertreiben und zack, ist es doch noch passiert. Er wird tatsächlich gestochen. Mitten auf dem Kopf. Als Beweis neigt Papi den Kopf und tatsächlich: Da steckt die halbe Biene. Ich beginne herzhaft zu lachen (logisch, ich kann ja schlecht sagen, dass mir die Biene leidtut). Mein Vater lacht mit – und leidet.
Es ist nicht das erste Mal, dass mein Vater den Kopf hinhält... Mit ihm unterwegs zu sein bedeutet, mit einem menschlichen Schutzschild durch die Welt zu gehen. Oder anders gesagt: Dass ich so ein Glückskind bin, habe ich ganz sicher nicht geerbt. Mein Vater zieht das Pech magisch an (und hält es so vom Rest der Familie fern – zumindest meistens. Manchmal sind die Auswirkungen so stark, dass wir auch was davon haben, aber das ist dann auch in Ordnung).
Im Restaurant ist ein Menü ausverkauft? Mein Vater hat es bestellt. An der Feriendestination fehlt ein Koffer? Es ist der meines Vaters. Wir gehen gemeinsam bowlen? Papi holt sich eine Muskelzerrung. Mein Vater möchte die Räder am Auto wechseln? Der Schlagschrauber quittiert den Dienst. Das Leben ist wahrlich kein Ponyhof. Aber weisst du was? Papi, ich hab dich ganz doll lieb! Bussi, deine grosse Tochter.
Herzlich,
ani.actress
Sehr schön! Danke für die tolle Geschichte!
IMMER SÜSS, übrigens! ;-) ;-)