Hallo Sonnenschein
Hast du schon mal ein bestimmtes Wetter bestellt? Oder einen Regenschauer "verschoben"? Klar geht das! Ich habe das schon mehrfach ausprobiert. Wenn es klappt, sind das im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Momente. Wenn es nicht klappt, kannst du dich entscheiden zwischen der Überzeugung, dass so etwas wohl doch nicht möglich ist, und der Vorstellung, dass wohl ein anderes Wesen in deiner Umgebung einen dringenderen Wunsch hatte, welcher nicht mit deinem kompatibel war. Ich entscheide das jeweils situativ nach Tagesverfassung. (Übrigens kannst du dir auch einen freien Parkplatz, eine grüne Ampel oder dein Lieblingspony für die nächste Reitstunde bestellen. Die Grenzen setzt nur deine Fantasie.)
Jedenfalls habe ich heute nichts Bestimmtes bestellt (man muss das Glück ja auch nicht unnötig herausfordern). Der Himmel ist schon den ganzen Tag mit Wolken behangen und kaum ist meine Schicht zu Ende, öffnen sich auch schon alle Tore und der Regen prasselt nur so nieder. Ich spanne meinen Schirm auf, halte ihn schützend über meinen Kopf und mache mich auf den Heimweg. Der Regenschirm hat keine Chance. Die Hälfte des Weges ist noch nicht geschafft, da ist der untere Teil meines Körpers bereits durchnässt. Die Schuhe gleichen einem Schwimmbecken, die Uniformhose trieft. Und ich? Ich muss lachen!
Vor zwei Minuten hatte ich noch versucht, möglichst vorsichtig zu gehen und möglichst trocken nach Hause zu finden, aber jetzt bringt das auch nichts mehr. Morgen wird die Ersatzuniformhose dran glauben müssen. Also strenge ich mich nicht weiter an und geniesse stattdessen das lustige Nass in vollen Zügen. Vergnügt hüpfe ich auf meinen Schwammfüssen den Weg entlang und bin dankbar dafür, dass mir diese freie Zeit draussen geschenkt wurde. Bei der nächsten Kreuzung muss ich warten. Stillstehen geht jetzt allerdings nicht mehr. Also wippe und tanze ich sachte auf der Stelle, während ich die Autos auf der Kreuzung beobachte. Und da passiert es: Ein Autofahrender nach dem anderen schaut zu mir herüber. Unsere Blicke treffen, die Mienen erhellen sich und die eben noch grimmig wirkenden Verkehrsteilnehmenden Lächeln. Mit jedem Fahrzeug, welches vorbeifährt, geht eine kleine Portion Zufriedenheit ihres Weges und verteilt sich hoffentlich möglichst weit.
In meinem Kopf höre ich "Dancing in the Rain" von Ruth Lorenzo, sehe Mary Poppins Freund vor mir und natürlich Gene Kellys Szene aus "Singin' in the Rain". Da ist es wieder, dieses Kribbeln im Bauch, dieses grossartige Gefühl, das mir sagt: "Wie schön ist es doch genau jetzt genau so genau hier zu sein!" Herzlich,
ani.actress
Comments