Hallo Sonnenschein
Folgende unglaubliche, aber wahre Geschichte hat sich zugetragen: Ich bin auf dem Weg nach Hause, sitze etwas müde, aber glücklich im Zug und beobachte durch die gegenüberliegenden Fenster das Treiben am Bahnhof. Schnellen Schrittes nähert sich ein etwas älterer, bärtiger Mann der vorderen Wagentür, hält sich am Geländer fest und macht einen Schritt auf die unterste Treppenstufe des Zuges. Mit lauter Stimme und voller Inbrunst ruft er in den Zug und übers Perron: "Ausländer aussteigen!" "Schwarze raus!"
Nach einem Moment der fassungslosen Stille bildet sich schnell eine Gruppe um den Mann. Die Mehrheit der zusammenkommenden Menschen am Bahnhof hat tatsächlich dunklere Haut. Ein junger Mann schlägt ihn mit der Faust ins Gesicht, der Bärtige geht zu Boden. Ein Kind im Zug ruft zitternd: "Mum, I'm scared!" Ich will schon aufspringen, da taucht der Kopf des Mannes wieder auf und er brüllt direkt weiter.
Für eine Interaktion bin ich am anderen Ende des Wagens zwar zu weit weg (wäre der Mann liegengeblieben oder die Situation in eine regelrechte Schlägerei ausgeartet, hätte die Distanz selbstverständlich keine Rolle mehr gespielt), trotzdem überlege ich, was der beste Weg zur Deeskalation wäre. Eine perfekte Lösung fällt mir nicht ein, bald habe ich immerhin eine zufriedenstellende im Kopf.
Der Zug fährt los, der Mann bleibt am Bahnhof zurück und zieht von dannen – ob er auf den nächsten Zug wartet? Ich fühle mit, fühle mich in beide Parteien ein, überlege, welche Ängste hinter dem Verhalten stecken und bin traurig. Alle Beteiligten gehen mit Wunden nach Hause (physischer und psychischer Natur). Warum fügen wir, wenn wir die Erfüllung unserer Bedürfnisse in Gefahr meinen, einander neue Wunden zu, statt uns gegenseitig zu helfen, dass bestehende Wunden verheilen können/dürfen?
Ich wünsche mir einmal mehr viel Liebe, Verständnis, Aufrichtigkeit und Toleranz für diese Welt, keine ausgrenzenden Gedanken und Worte und keine (non-)verbalen Schläge (ins Gesicht). Einmal mehr nehme ich mir vor, Brücke zu sein und als leuchtendes Vorbild voran- bzw. mitzugehen und positive Energie zu verbreiten.
Herzlich,
ani.actress
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