Hallo Sonnenschein
Belle und ich waren unterwegs. Oder wie wir es seit neuestem nennen könnten: Wir waren auf Stellensuche. Wobei, "Suche" ist hier das falsche Wort, denn wir haben nicht aktiv gesucht, sondern eher passiv gefunden. Dafür aber umso mehr. Das kam so:
Nichtsahnend setzten wir uns in ein Lokal und wollten gemütlich zu Abend essen. Bald schon stellte sich heraus, dass die Bedienung wohl nicht übermässig professionell durch den Abend führte. Zunächst kam die Drohung, in einer Stunde sei der Tisch reserviert, schnell gefolgt von der Versicherung, dass das eigentlich kein Problem sei. War es dann wohl doch – es lag nicht an uns.
Das Essen liess auf sich warten. Solange, bis wir dann nicht mehr in Ruhe essen konnten, weil wir wussten, dass der Tisch reserviert war. Auf unseren Wunsch nach Salz – leider war es tatsächlich nötig, sonst hätten wir nicht gefragt – hiess es tatsächlich: "Steht hier keines? Dann haben wir keins." Und der Käse (den hatten wir hingegen nicht extra angefordert) wurde kurzerhand vom Nachbartisch entwendet, und ja, auch dort lag Pasta auf den Tellern.
Als wir dann auch noch Schwierigkeiten beim Kopfrechnen feststellten – die Aufgabe sei hier kurz erwähnt: Die Bedienung sollte einen zweistelligen Betrag (zugegeben, es war eine ungerade Zahl) durch zwei teilen –, sank mein Wohlwollen schneller, als ich es eigentlich wollte. Belle wagte es, Trinkgeld zu geben, und auf die Frage der Bedienung: "Das heisst, dann zahlen Sie... ähm... den Rest?", antwortete ich mit einem wohl wenig hilfreichen, aber nett gemeinten: "Ja".
Belle und ich warfen uns einen vielsagenden Blick zu und verkniffen uns das Lachen, bis wir uns an den ungeduldig wartenden Frauen, die ganz bestimmt unseren Tisch reserviert hatten, vorbei nach draussen gedrückt hatten und die Tür geschlossen war. Ganz eindeutig: Hier wird bald eine Stelle frei.
Bestens gelaunt machten wir uns auf die Suche nach einem Konkurrenzlokal, das eventuell Desserts anbietet. Es war alles in allem ein sehr amüsanter Abend und bis wir uns am Bahnhof verabschiedeten, waren wir uns ganz sicher, dass noch eine weitere Stelle als Servicekraft, sowie eine (vermutete) Geschäftsführer- und eine Designerposition frei werden würden.
Fazit: Hab Spass am Leben, nimm dich selbst nicht zu wichtig, aber (wenns nicht allzu viele Umstände macht) versuche vielleicht im Beruf kompetent und engagiert zu sein. Du möchtest nicht, dass deine Kundschaft denkt: "Ich will niemandem zu nahe treten, aber möglicherweise könnte ich deinen Job besser..."
Herzlich,
ani.actress
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