Hallo Sonnenschein
Nein, ich spreche nicht von Hochzeit... wobei das mit Sicherheit auch ein spannender Artikel wäre. Ich bin im Bezug darauf nämlich etwas anders gestrickt. Nein, ich spreche von meinem aktuellen Lieblingsthema: dem Araber.
Die Weidesaison ist in vollem Gange und der ältere Herr wurde merklich runder. Zwar wirkt er von unten noch immer schlank, doch ist im Sattel deutlich mehr Pferd zu spüren. In diesem Fall ist das perfekt zum Reiten, denn der Wallach reagiert jetzt noch leichter und feiner auf Schenkelhilfen. Mittlerweile brauche ich die Zügel nur noch für den ein oder anderen Aufmerksamkeitstest seinerseits. Obwohl viel seltener geworden, fragt er hin und wieder meine Konsequenz ab: "Gilt unsere Abmachung, dass im Vorbeigehen nichts genascht wird, nach wie vor?" Ein kurzer Impuls am gegenüberliegenden Zügel reicht aus, um ihn zu überzeugen, und er beginnt entspannt zu kauen (mit leerem Maul).
Wir haben uns eine solide Basis aufgebaut. Er weiss, dass ich (zumindest bei ihm) Tempowechsel toleriere, aber keine ungefragten Gangartwechsel erlaube. Superbrav trottet er mit mir durch fremdes Gelände und verkehrssicher über Strassen. Glücklicherweise scheinen Zebrastreifen keine Panik auszulösen im Gegensatz zu Bächen und dem gefürchteten Gitterrost. Aber auch da wird er langsam mutiger. Schliesslich lohnt sich die Überquerung dank überschwänglichem Lob und einem Leckerli immer. Natürlich rede ich mir ein, es liegt hauptsächlich an seinem gesteigerten Vertrauen in mich.
Je nachdem, wie viel Energie er hat, machen wir kürzere oder längere Ausflüge. Zurück im Stall lässt er sich dann auch ein wenig knuddeln – vermutlich mehr, weil er sieht, dass es mich freut, als dass es ihm gross gefallen würde. Im Gegenzug habe ich ein kleines Ritual eingeführt, bei dem er sich (zu einem sehr definierten Zeitpunkt, wenn ich festen Stand und etwas zum Festhalten habe) ausgiebig den Kopf an mir schubbern kann – was ihm grossen Spass und mir hin und wieder blaue Flecken bereitet.
Als ich ihn gestern von der Weide holte, hat mir zudem sein Kumpel zu verstehen gegeben, dass ich vollends in der Herde aufgenommen und als Ranghöchste akzeptiert wurde. Er fand es direkt schade, dass wir ihn zurückliessen.
Der Tag, an dem ich für den Araberwallach zuständig bin, wurde zum besten Tag der Woche – und zur besten Ausrede, sich auch an den anderen sechs mit Pferdeinhalten zu beschäftigen. Um es mit den Worten einer deutschen Influencerin und doppelten Pferdebesitzerin zu sagen: "Ich bin eine richtige Wendy!" Da das auf dich nicht unbedingt auch zutreffen muss, wird dies vorerst mein letzter Bericht zum Araber sein. Stattdessen möchte ich wieder mehr von Alltagsbegebenheiten und der Arbeit erzählen. Es könnte aber auch sein, dass ich vorher nochmals in den Genuss von Ferien komme...
Herzlich,
ani.actress
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