Endlessly Sad
- atalanta.pferd
- 22. Okt. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Okt. 2020
Hallo Sonnenschein
Im Rahmen des "Filme für die Erde"-Festivals sah ich die Dokumentation "The Story of Plastic". Selten hat mich ein Film so erschüttert. Ich reagierte mit heftigen Emotionen und viel Unverständnis für unser aller Handeln. Auf dem Nachhauseweg lief eine heisse Träne meine Wange hinab.
Am Freitag, 18. September, um 22:23 Uhr, schrieb ich meine Gedanken nieder, während ich die unendliche Traurigkeit zuliess. Ich fühlte mich überfordert, machtlos und das Gefühl grenzenloser Hilflosigkeit drohte, mich zu übermannen. Kurz darauf folgte Wut. Ich war wütend auf unsere Konsumgesellschaft, wütend auf die Politik und wütend auf die Ignoranz gewisser Kunststoffhersteller.
Ich war auch wütend auf mich selbst. 15 Jahre... Die Erfindung von Plastik liegt zwar schon länger zurück, zum Problem dieses Ausmasses wurde es aber erst in den letzten 15 Jahren. In dieser Zeit war ich bereits auf der Welt. Das war nicht die ältere Generation. Ich bin mitverantwortlich für die Unmengen an nicht zersetzbarem Abfall. Ich zerstöre diesen Planeten. Ich.
Verzweiflung: Was mache ich eigentlich mit meinem Leben? Was ist meine Bestimmung? Kann ich durch Schauspiel überhaupt etwas Positives bewirken? Wann habe ich genug Bekanntheit, um mit meiner Stimme etwas zu verändern? Geht das überhaupt? Oder muss ich meinen Traum aufgeben, um meine Energie sinnvoller einsetzen zu können?
Mein nächster Impuls ist Flucht/Vermeidung. Das ist für mich der einfachste Weg, mit überwältigenden Problemen umzugehen. Ich möchte abgeschottet als Selbstversorger leben! Nichts mehr damit zu tun haben. Mein eigenes Gemüse anbauen, meinen eigenen Strom produzieren und am liebsten auch keinem Staat/keiner Gesellschaft angehören. Einfach gut leben und vor dem Rest der Welt die Augen verschliessen.
Aber das geht nicht. Denn das ändert nichts. Ich bin Teil des Problems, also muss ich auch Teil der Lösung sein. Ich habe eine Verpflichtung. Es reicht nicht mehr, nur an sich selbst zu arbeiten und weniger Plastik zu nutzen. Wir müssen den bestehenden Plastikmüll ganz verwerten und die Neuproduktion stark eingrenzen. Ich muss aktiv werden; für mich, für uns, für unseren Planeten.
Ich habe Angst. Ich bin ungeduldig. Es tut mir so, so, so, so leid. Und ich bin einfach nur unendlich traurig!
Das alles steht in meinen Notizen. Und dann steht da noch: "Trotzdem entscheide ich mich für die Freude und das Glücklichsein. Ich konzentriere mich auf die guten Dinge im Leben, aber ich muss aufhören kopflos zu handeln – in jeder einzelnen Situation. Lass uns versuchen, das Unrecht wiedergutzumachen und der Welt und ihrer wunderschönen Natur eine Chance auf Regeneration zu geben."
Während ich das schreibe, meine festgehaltenen Gedanken ausformuliere und übersetze (ich denke und schreibe sehr oft auf Englisch – besonders wenn es um Themen geht, die mich tiefgründig werden lassen), durchlebe ich den emotionalen Prozess erneut. Zwar in abgeschwächter Form, aber immer noch eindrücklich.
Ich finde es wichtig, hier auf meinem Blog auch die ernsten Aspekte des Lebens zu thematisieren. Genauso wichtig finde ich es, (vermeintlich) negative Gefühle zu erleben. Erst wenn man sich in alle Emotionen hineingibt, sie annimmt, spürt man sich und das Leben. So blöd es auch klingen mag; Durchleiden (eine als schwer erträglich empfundene Situation durchleben/erfahren) führt letztlich schneller zu/bringt eher Behagen (wohliges Gefühl der Zufriedenheit) als Unterdrücken (etwas, was hervortreten will, zurückhalten).
Ich weiss noch nicht, was ich machen werde, in welchem Ausmass oder wie genau ich mich engagiere. Aber ich weiss, dass ich positiv bleibe. Denn das ist es, was ich gut kann. Mein Optimismus ist meine grösste Stärke. Was daraus entsteht, wird sich zeigen. Für den Moment habe ich mich entschieden, diesen Artikel zu schreiben. Und ich bin dankbar, wenn noch mehr Menschen sich den Film anschauen und du vielleicht sogar hilfst, die Botschaft zu teilen.
"The Story of Plastic" (https://www.storyofplastic.org/) erzählt die Geschichte des vielseitigen Kunststoffes von der Herstellung bis zur Entsorgung und darüber hinaus. Plastik ist ein Produkt, dessen Verwendung nicht von der Nachfrage, sondern vom Angebot bestimmt wird. Der Film erklärt unter anderem, warum Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden müssen, wieso fossile Brennstoffe der Ursprung allen Übels sind und zeigt auf, dass beim "Recycling" des Kunststoffes nicht nur Giftstoffe in die Gewässer gelangen, sondern auch die Gesundheit vieler ArbeiterInnen und AnwohnerInnen aufs Spiel gesetzt wird.
Allein deswegen müssen wir dringend neue Wege gehen. Ich hoffe, du bist nur gerade so viel vor den Kopf gestossen, dass du ins Grübeln kommst. Zur Belohnung gibt es (hoffentlich) bald wieder unbeschwertere Wortmeldungen meinerseits – Lebensfreude ist schliesslich mein Ding ;-).
Herzlich,
ani.actress
https://nachhaltig-sein.info/natur/plastik-vermeiden-reduzieren-tipps-plastikfrei-leben
Ja, das ist wirklich traurig!
Aber es liesse sich viel vermeiden, wenn wir korrekt entsorgen würden.
Keine Plastikflaschen in unserem Garten von vorbeigehenden Leuten (wobei, diese Flaschen kann ich noch entsorgen). Also ENTSORGEN, nicht einfach wegschmeissen.
Dann kann das Material vielfältig wieder verwendet werden.
Dann könnte Einweg-Geschirr verboten werden, als Beispiel.
Auch anderes Material bei der Produktion kann/könnte eingesetzt werden!
Reduzieren
Wiederverwertung
Ersetzen
Viel Glück!