Hallo Sonnenschein
Die Sachlage ist völlig klar: Mein Freund steckt beruflich gerade in einer strengen Zeit. Regelmässige Erholung ist schlichtweg unverzichtbar. Ich nehme es also ganz selbstlos auf mich, ihm Ferien mit seiner Liebsten (also mir – jedenfalls ist mir nichts anderes bekannt) zu buchen. Das Ganze wird eine Überraschung: Ich blockiere die Tage im Kalender mit dem Vermerk "Ferien in XY (Schweiz)" und speichere das Ziel genauso verdeckt ins Navi des Autos.
Anreise
Eigentlich ist es nicht nötig, ein Auto nach Engelberg zu bringen. Im Ort fahren täglich kostenfreie Busse (allerdings sollte man sich vorher über die Abfahrtszeiten informieren – speziell bei Regen – denn hat man den Bus erst mal verpasst, muss eine Stunde gewartet werden. In dieser Zeit ist das Ziel im Normalfall zu Fuss bereits erreicht), der Bahnhof ist zentral gelegen, Bergbahnen verbinden das Tal mit luftigen Höhen und unzählige Wanderwege beginnen direkt im Ort.
Wir wählen aus Zeitgründen diesmal doch die private CO2-Verbreitungsmaschiene. Auf einer Raststätte machen wir halt und verspeisen im trockenen Auto die mitgebrachten Sandwiches. Ein kleines bisschen "Schuelereise-Feeling" kommt auf.
Bereits vor der Grenze zwischen Nid- und Obwalden errät mein Freund, wohin es gehen könnte.
Unterkunft
Damit mein Freund nicht täglich kochen muss, habe ich mich für ein Hotel entschieden. Drei Nächte dürfen wir im H+ Hotel & SPA Engelberg verbringen. Die Lage ist super, in der Tiefgarage noch ein Plätzchen frei, das Zimmer schön eingerichtet, das Frühstücksbuffet reichhaltig und das Abendessen sehr lecker! Punktabzug gibt es höchstens für die Bezeichnung SPA im Namen (die Pool- und Saunalandschaft ist relativ klein, der Whirlpool zwar angeschrieben, aber unauffindbar – trotzdem lässt sich hier (zu Zeiten von Corona auf Voranmeldung) gut entspannen oder in unserem Fall eher rumalbern).
Sehenswürdigkeiten
Der erste Tag fällt wortwörtlich ins Wasser. Trotzdem wagen wir einen Spaziergang von der Talstation Fürenalp via Wasserfall zurück ins Dorfzentrum. Der Wanderweg hat uns ganz gut gefallen und ein Besuch des Kraftortes beim Wasserfall ist ebenfalls empfehlenswert. Regenjacke, -hose, Kapuze und Schirm haben sich wacker gehalten, dennoch sind wir am Ende klitschnass.
Neuer Tag, neues Glück. Eröffnung der Bergbahnen nach der Zwischensaisons-Revision. Wir entscheiden uns für die rechte Talseite und gondeln 2000 Meter nach oben auf den Titlis. Der Ausblick rechtfertigt den doch ziemlich hohen Ticketpreis. Wir besuchen die Gletschergrotte und den TITLIS Cliff Walk, anschliessend bringt uns die erste drehbare Luftseilbahn der Welt (TITLIS Rotair) wieder zur Bergstation der Gondelbahn. Auf halber Strecke noch einmal um den Trübsee gestapft (dabei ordentlich das Gesicht verbrannt – Sonnencrème ist wichtig, Kinder!), danach zurück ins Tal.
Am Nachmittag erkunden wir das Dorf, bestaunen das Kloster von allen Seiten und visitieren die Schaukäserei. Hier gibt es neben Käse und anderen Spezialitäten auch "Das kleine Nichts" zu kaufen – für Fälle, in denen man doch nichts mitbringen sollte.
Mein persönliches Highlight erleben wir am letzten Tag. Dank der Brunni-Bahn lassen wir Engelberg erneut unter uns. Oben angekommen wandern wir bis Rigidalalp (ca. 30 Minuten). Ich muss sagen, abgesehen vom verregneten Tag eins, war die Aussicht immer überall wunderschön, aber das Panorama von Rigidalalp zur anderen Talseite toppt alles. Der Titlis präsentiert sich in schönstem Weiss und ich kann mich kaum sattsehen. In diesem Moment kann ich mir nichts Schöneres vorstellen. Eine Kurve weiter steht eine Hollywoodschaukel – mein Leben ist perfekt.
Kulinarisches
Aufgrund der kurzen Aufenthaltsdauer hatten wir nicht die Möglichkeit, viele Restaurants zu testen. Auch dass nach einem nassen Vormittag ein Döner besonders gut schmeckt, ist wohl nicht wirklich verwunderlich.
Positiv erwähnen möchte ich aber das italienische Lokal "Al Monastero". Direkt neben dem Kloster gelegen sorgen Terrasse, Wintergarten und Innenraum bei jeder Witterung für gemütliche Stunden. Die Bedienung ist ausserordentlich freundlich, der Service trotz eines fehlenden Mitarbeitenden schnell und das Essen echt lecker. Hausgemachte Ravioli mit Auberginenfüllung an Salbeibutter und Cherrytomaten, mjami!
Und sonst so
Mein Freund kauft sich am ersten Tag ein Rätselheft voller Logicals. Mein Ehrgeiz ist total geweckt. Neuneinhalb Minuten für die Lösung eines Rätsels habe ich gebraucht – natürlich ohne Verwendung des Gitters. Hinweise lesen, Köpfchen beweisen und Lösung aufschreiben. Wie lange brauchst du?
Engelberg ist nicht zu Unrecht ein Touristenmagnet. So viele Wandermöglichkeiten bleiben in den drei Tagen ungenutzt und den Seilpark haben wir noch gar nicht gesehen. Ich glaube fast, wir müssen wiederkommen. Mal sehen, wann sich die nächste Ausrede für ein paar Tage zwingend notwendige Erholung finden lässt...
Herzlich,
ani.actress
Ich war im 2019 an einer Hochzeit in Engelberg und Umgebung! Sehr schöne Erinnerungen! Ich habe früher viel Logicals gemacht, aber ohne Gitter wäre mir nie in den Sinn gekommen. CHAPEAU!!!