Hallo Sonnenschein
Das Zürcher Film Festival startet immer an einem Donnerstag und endet an einem Sonntag. Während elf Tagen verwandelt sich die Stadt in einen attraktiven Treffpunkt für Filmschaffende aus aller Welt. Die ganze Stadt scheint zu feiern.
2020 ist alles etwas anders: Weniger internationale Gäste, weniger Publikum im Kinosaal, weniger Events, mehr Datentracking. Trotzdem bleibt die Atmosphäre einzigartig. Die Liebe zum Film ist in den Vorstellungen und im legendären Festivalzelt auf dem Sechseläutenplatz deutlich spürbar. Premieren werden gefeiert, Unterhaltung wird zelebriert, eindrückliche Filme schaffen Raum für wichtige Diskussionen, Preise werden vergeben.
Ich bin stolz auf Zürich. Ich bin stolz auf das liebgewonnene Kernteam des Festivals und ich bin stolz darauf, bereits zum fünften Mal Teil des ZFFs gewesen zu sein. Ich arbeite jeweils als Gästebetreuerin. In dieser Funktion darf ich erste Ansprechperson für geladene Gäste sein. Ich begleite sie zu offiziellen Terminen, versuche Wünsche zu erfüllen und stelle sicher, dass die Gäste ihren Aufenthalt in Zürich geniessen können.
In diesem Jahr sind mir gleich drei Filme zugeteilt, die ich mitbetreuen darf. Zu den Gästen zählen die Regisseure, Protagonisten, ein Kameramann und die Produzentin eines Filmes. Alle drei Filme feiern in Zürich Weltpremiere – welch eine Ehre.
Die Gäste sind allesamt tolle Persönlichkeiten. Ich werde Zeugin vieler spannender Q&As, kontrolliere bestellte Fahrten mit den ZFF-Limousinen, besorge Kinotickets, beantworte Fragen und treffe Absprachen mit Moderatoren und Kinoverantwortlichen. Bei Fototerminen halte ich den Mantel und warte im Hintergrund.
Ich bin gerne Gästebetreuerin. Das Telefon zeigt eine neue Nachricht nach der anderen und das ganze Leben ausserhalb des Festivals scheint während dieser Zeit stehenzubleiben. Ich schaffe es zwar, mir auch privat zwei Filme anzuschauen, viel mehr Freizeit bleibt aber nicht. Dafür werden Kontakte geknüpft, aus denen echte Freundschaften entstehen können und Erfahrungen gesammelt, die man sonst nirgendwo machen könnte.
An der Awardnight stehe ich beim grünen Teppich und beobachte meine Gäste, wie sie umwerfend gekleidet ins Opernhaus schreiten. Ich atme die herbstliche Abendluft ein und lächle. Filme bringen Menschen zusammen. Filme ermöglichen Gedankenaustausch. Filme werden nicht so schnell von den Leinwänden verschwinden.
Herzlich,
ani.actress
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