Ideenkiste

Hallo Sonnenschein

Das englische Sprichwort "don't count your chickens before they're hatched" und dessen deutsches Pendant "man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist" haben bestimmt ihre Berechtigung. Hier konnte ich aber einfach nicht widerstehen.

Ich habe nämlich Lotto gespielt. Über 40 Millionen sind im Jackpot. Kein Wunder also, dass ich bei so einer unfassbaren Summe ein wenig ins Überlegen komme. Kaum hielt ich den Schein in den Händen, war das Geld schon zur Hälfte ausgegeben (im übertragenen Sinne natürlich!).

Einem besonderen Plan folgte ich dabei nicht – schliesslich habe ich alles, was ich brauche und bin rundum zufrieden. Trotzdem fand ich meine Ideen grandios. Als erstes überweise ich meiner Schwester eine Million. Am besten unangekündigt. Sie fällt bestimmt aus allen Wolken, wenn ihr Konto plötzlich ein etwas grösseres Plus aufweist.

Eine weitere Million gehört meinem Freund und eine ist für Belle. Meinen Eltern überweise ich ebenfalls zwei Millionen (sie hätten wesentlich mehr verdient, wenn man bedenkt, was sie alles für uns Kinder getan haben und wie grossartig sie als Eltern sind, aber ich will auch nicht zu grosszügig sein). 14 Millionen gehen an den Staat – das Gehalt für einige wichtige Berufsgruppen ist gesichert. Vielleicht werden dank der Gewinnsteuer auch beschädigte Strassen saniert? Oder erneuerbare Energien gefördert?

Bleiben noch 21 Millionen übrig. Davon zahle ich mir dann monatlich... sagen wir 5'000.– Franken aus. Ein Gehalt quasi. Damit kann ich wunderbar leben und meinen jetzigen Lebensstil unverändert beibehalten. Genau genommen habe ich noch ein wenig aufgeschlagen. Ab und zu eine Kosmetikbehandlung und hin und wieder eine Massage liegen also auch noch drin. In Bezug auf meine Karriere stehe ich unter keinerlei finanziellem Druck mehr. Hm, vielleicht nehme ich mir auch mehr Zeit, um Freiwilligenarbeit zu leisten. Ich könnte mich zum Beispiel für Tiere engagieren. Ein Lohn ist schliesslich gesichert.

Lass uns das kurz hochrechnen. Okay, das hatte ich nicht erwartet. Bis zu meiner Pensionierung werde ich noch circa 2.5 Millionen Franken ausgeben! Wie gut, dass ich im Lotto gewinne.

Kommen wir zum spassigsten Schritt. Natürlich kaufe ich auf der Stelle meine Wunschliste leer. Momentan beinhaltet sie unter anderem sieben Bücher, einige Gutscheine und ein 1. Klass-GA. Ach was, letzteres spare ich mir noch ein wenig auf. Ich will es ja auch richtig nutzen. Aber ich kann das Geld schon mal zur Seite legen. Und mein Freund kriegt auch eines. Dann können wir gemeinsam mit den ÖV die wunderschöne Schweiz erkunden. Man soll mit sich selber ja nicht knauserig sein, also gehen 100'000 aufs Konto "Wunschliste".

Es ist schon interessant, wie schnell sich Ideen entwickeln. Erst dachte ich, ich brauche ja eigentlich nichts; jetzt hüpft mein Herz beim Gedanken an neue Bücher. Ich könnte das Abo meiner Klavier-App verlängern. Und mir unterwegs eine heisse Schokolade gönnen. Die Tasse bringe ich von zu Hause mit.

Und dann möchte ich meinen Freund in die Ferien einladen. Wir übernachten in Luxushotels, die meinen Ansprüchen genügen, und erleben unvergessliche Momente.

Die restlichen 19.38 Millionen spende ich. Nicht auf einmal, sondern kontinuierlich. Jedes Jahr kann ich meine Lieblingsorganisationen nicht mit symbolischen Beträgen, sondern mit einem Batzen, der den Unterschied macht, unterstützen. Ich glaube fast, das ist die beste Investition von allen (abgesehen von der ersten). Die sinnvollste ist es sicherlich.

Breaking News: Jemand hat den Jackpot geknackt. Dieser jemand bin nicht ich. Schade. Ich gönne es dem Gewinner/der Gewinnerin von Herzen und hoffe, dass er/sie genauso viel Freude beim Ausgeben empfindet, wie ich sie gerade hatte. Mein Schein ist noch für eine weitere Ziehung gültig, aber ganz ehrlich, die eine Million, die jetzt im Jackpot ist,... die reicht leider nicht.

Herzlich,

ani.actress