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Lebensqualität

Hallo Sonnenschein


Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass mein ökologischer Fussabdruck deutlich grösser ist, als meine Schuhe es vermuten lassen. Würden alle Menschen so leben wie ich, dann bräuchten wir mindestens 3.5 Erden (je nach Test unterscheidet sich das Ergebnis leicht). Darauf bin ich alles andere als stolz.


Damit unser Planet mein Dasein überlebt, müssen also vier Menschen komplett auf Konsum und Mobilität verzichten. Oder anders gesehen, muss ein ganzes Volk unterdurchschnittlich bescheiden leben, damit ich den Luxus in unserem schönen Land nach meinem Gusto ausleben kann. Klingt nicht gerade fair, nein, so ausgeschrieben klingt es sogar ausgesprochen egoistisch und ignorant.


Na gut, was heute noch nicht ist, kann bis morgen ja noch werden. Oder sagen wir übermorgen, schliesslich helfen realistische Ziele, die Motivation zu steigern. Also los, Fussabdruck langsam, aber sicher verringern, bis ich schlussendlich in meine gut proportionierte Schuhgrösse 40 passe. Bloss, ganz so leicht ist das ja auch nicht. "Command" und "-" (bzw. "control" und "-" für Windows-Nutzende) hilft nicht, fürs echte Leben gibt es keine Tastenkombinationen oder Shortcuts, sondern nur richtig viel Arbeit.


Werde ich grüner, schwindet die Gemütlichkeit. Allein die Zugfahrt nach Wien dauerte im Vergleich zum Flug nicht nur sechs Stunden länger, sondern kostete auch noch 80.– Franken mehr – pro Person. Es sind also Willensstärke und Kompromissbereitschaft gefragt.


Besonders schwer fällt mir das bei ebendiesem Thema: Reisen. Ich bin in einer Welt aufgewachsen, in der mir viele Reisen ermöglicht wurden, und so habe ich das schätzen und lieben gelernt. Allein für dieses Jahr sind noch zwei ziemlich klimaunfreundliche Ferienreisen geplant und noch bin ich nicht bereit, darauf zu verzichten. Trotzdem bin ich mir der Problematik bewusst und versuche in den nächsten Jahren zu reduzieren und Alternativen zu finden.


Neben luxuriösen Ferien sind mir gemütliches Wohnen und gutes Essen besonders wichtig. Und genau hier konnte ich super ansetzen. Gutes Essen bedeutet nämlich: schmackhafte, gesunde Ernährung. Gutes Essen bedeutet nicht: in Plastik geschweisst, von Übersee geliefert, möglichst exotische Waren oder ganzjährig erhältliche Produkte. So machte ich den nächstgelegenen Zero-Waste-Shop ausfindig und setzte mich in den Bus. Ich ordnete meine Vorratsschränke neu, testete neue, lokale Produkte, entstaubte meine Tupperware-Sammlung, um sie zur neuen Einkaufshelferin zu ernennen, und achte immer mehr auf Abfall.


Während ich mein Leben schrittweise in eine gesündere Richtung lenke und mehr Erde für andere freigeben will, habe ich einiges festgestellt:

– Einkaufen dauert jetzt deutlich länger.

– Einkaufen macht jetzt deutlich mehr Spass.

– Die Vorfreude auf eine selbstgekochte (selbstgekocht von meinem Freund versteht sich) Mahlzeit wurde noch grösser.

– Das Kaufen von schönen Dingen, die ich nicht brauche, ist nicht mehr so erstrebenswert.

– Das dadurch entstandene Mehr im Portemonnaie stellt sicher, dass ich mir auch beim nächsten Fernweh ein Zugticket leisten kann.

– Der Wert meiner Habseligkeiten wurde gesteigert.

– Weniger Abfall zu produzieren und diesen bestmöglich zu recyceln macht nicht nur stolz, sondern auch Spass, irgendwie.

– Weniger Passivität beim Thema Umweltschutz heisst mehr Lebensqualität für alle und mehr Freude im Alltag für das egoistische und ignorante Ich.


Herzlich,

ani.actress

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Bizeli Bi

1 Comment


hans
May 13, 2020

Ökologischer Fussabdruck

Wie meiner aussieht weiss ich, zum Glück, nicht. Auch wenn meine Schuhgrösse 7 Nummern grösser ist als Deine wird der ökologische Fussabdruck bei mir nicht besser aussehen. Denn auch ich reise gerne, nicht zwingend mit dem Zug. Aber mit dem Flugzeug oder dem Motorrad. Fairerweise muss ich sagen, ich mache auch einige Kilometer zu Fuss.


Dein Gewissen verbessert sich vielleicht dann, wenn Du auf geplante Ferienreisen verzichten musst, da uns ja noch ein seltsamer Virus im Genick sitzt.


Dein Gewissen verschlechtert sich sicher dann, wenn Du an die Sportart denkst die Du zumindest passiv relativ intensiv beobachtest. Denn diese ist alles andere als Umweltfreundlich. Und, apropos Umweltfreundlich. Dein Tupperware die Du zum einkaufen im Zero-Waste-Shop benötigst ist aus…

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