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Autorenbildatalanta.pferd

Sandmann, lieber Sandmann...

Aktualisiert: 3. Sept. 2020

Hallo Sonnenschein


Im Schichtdienst hatte ich gelernt, jederzeit zu schlafen. Egal wie hell oder dunkel es draussen war, egal wie früh oder spät, egal wie viele oder wenige Stunden ich schon wach war, ich konnte meinem Körper befehlen, in eine Ruhephase zu gehen. Eine total praktische Fähigkeit, wie ich fand. Oder einfach nur Selbstschutz? Oder direkte Folge von permanentem Schlafmangel?


Schlafmangel, Müdigkeit und Energielosigkeit sind leider gesellschaftsfähige Phänomene, die zum Alltag vieler SchweizerInnen gehören. Pascal Biber schreibt 2014 in einem Artikel für SRF: "Es ist paradox. Einerseits beklagen sich viele über Müdigkeit, über Erschöpfung, über chronischen Schlafmangel. Andererseits gilt es nach wie vor als Auszeichnung, mit wenig Schlaf auszukommen. Denn wer nicht schläft, hat mehr Zeit für anderes."


Wer nicht schläft, braucht aber auch mehr Zeit für jede einzelne Aufgabe. Zumindest mir ist das bekannt. Trotzdem tappe auch ich (selbst oder gerade ohne feste Arbeitszeiten) immer wieder in die Falle. Ich zwinge mich, noch mehr in einen Tag zu packen, gönne mir nur wenig Schlaf, kämpfe gegen die Müdigkeit an und missinterpretiere meinen mich rettenden Adrenalinschub als erstrebenswertes Erfolgserlebnis.


Warum fällt es uns so schwer, unsere Prioritäten zu ändern? Wir sagen doch immer: "Gesundheit ist das Wichtigste." Warum handle ich also nicht danach? Wieso verzichte ich für mehr oder weniger unwichtige Pendenzen auf Schlaf? Warum kann ich nicht akzeptieren, dass ich eine Eule bin, und verlange stattdessen immer wieder aufs Neue von mir, morgens produktiv zu sein? Warum ist Leistung wichtiger als Zufriedenheit? Wer hat das destruktive Wort "Leistungstief" überhaupt erfunden? Warum kann ich Menschen, die regelmässig lange schlafen nicht beglückwünschen, sondern fische nach Komplimenten, weil ich selbst auch nach nur 4.5 Stunden Schlaf funktioniere? (Und wieso ist ausgerechnet mein Freund eine Lerche?!)


Manchmal braucht es nur einen kleinen Anstupser von aussen, der einem in der eigenen Entwicklung hilft. Ich fand meinen, als sich die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Schlafseminar bot. Das Seminar war wunderbar. Folgendes konnte ich unter anderem daraus mitnehmen:


  • Je schlaffreundlicher ich meinen Tag gestalte, desto besser ist meine Schlafqualität. Die Belastung von Körper und Geist im Wachzustand hängt direkt mit der Erholung in der Nacht zusammen. Im Gegenzug sorgt der richtige Schlaf für Frische und Energie.

  • Jede Lichtquelle in der Nacht mindert die Schlafqualität. Ich habe schon vor dem Schlafseminar den Nutzen der Schlafmaske erkannt. (In Filmen ist sie meist den arroganten, reichen Zicken vorbehalten – unerhört! ;-)) Zusätzlich sollten Lichtquellen wie beispielsweise Steckerleisten mit leuchtendem Einschaltknopf aus dem Schlafzimmer entfernt werden. Genauso wichtig wie Dunkelheit in der Nacht ist Sonnenlicht am Tag.

  • Das "aber" kann ignoriert werden. Ein Tipp im Seminar war: Frühstücke auf dem Balkon. So beginnst du den Tag an der frischen Luft, gönnst deinem Körper eine Dosis Tageslicht und startest entspannt in den Tag. Meine unmittelbare Reaktion war: Eine schöne Vorstellung, aber... In den nächsten Tagen hat sich herausgestellt; wenn ich nicht auf das "aber" höre, sondern einfach mache, verliert die Gegenargumentation an Wichtigkeit. (Lässt sich gut übertragen auf: "Das Wetter ist schön, ich will kurz raus, aber...", "Ich brauche dringend eine Pause, aber...", "Ich muss eigentlich auf Toilette, aber...", "Hungrig bin ich zwar nicht mehr, aber..." oder auch: "Theoretisch sollte ich jetzt schlafen, aber..." Darf auf keinen Fall angewendet werden bei: "Ich weiss, es ist alles andere als sinnvoll, aber...")

  • Der Körper kann auf den Schlaf vorbereitet werden. Voraussetzung für einen gesunden, erholsamen Schlaf sind beispielsweise genügend Bewegung (v.a. morgens), ausreichend Wasser und genügend Nährstoffe, um ideal zu regenerieren. Über den Tag verteilte Entspannungsübungen reduzieren Stress und führen zu mehr Gelassenheit. 2 Stunden vor dem Zu-Bett-gehen sollte auf elektronische Geräte verzichtet und ein ruhiger Feierabend eingeleitet werden. (Stell dir vor, wie viel Zeit das ist. Nur für dich und deinen Körper!)


Warum fällt es uns so schwer, unsere Prioritäten zu ändern? Weil wir Gewohnheitstiere sind. Es braucht Kraft, vom Überdenken der eigenen Lebensweisen ins aktive Handeln und Umkrempeln zu kommen. Kraft, die vorgibt, an anderen Orten zu fehlen, in Wahrheit aber eine lohnende Investition darstellt. In diesem Sinne; ab ins Bett!


Herzlich,

ani.actress

29 Ansichten1 Kommentar

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Zuschläferin

1 Comment


edf
Sep 02, 2020

Ab ins Bett...

Aber jetzt muss ich doch noch den Budgetvergleich und das Budget für das nächste Jahr machen! Ziel ist 23:54, aber es wird wohl eher 01:11 ;-)

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