Hallo Sonnenschein
Wer einen kurzen Tapetenwechsel benötigt, aber nicht allzu weit weg möchte, kann mit Österreich nicht viel falsch machen. Unsere ursprünglichen Reisepläne für dieses Jahr dienten zwar hervorragend zur Anregung der Phantasie und sorgten auch für viel Vorfreude, scheiterten dann allerdings kläglich an der Durchführbarkeit. Also buchten wir kurzerhand eine Woche Wellness- und Aktivurlaub in Stans. (Ja, Stans mit N – nicht wie einige Familienmitglieder uns zu korrigieren versuchten Stams mit M... Stans ist eine kleine Ortschaft mit gut 2000 Einwohnern und liegt knapp 70km östlich des wohl bekannteren Stams).
Anreise
Im Auto meines Freundes fuhren wir die schöne Strecke über den Arlberg ins Tirol. Wir diskutierten über die Sinnhaftigkeit gewisser Verkehrsregeln, zählten Elektrofahrzeuge einer namhaften Marke und hörten österreichisches Hitradio – das Signal reicht übrigens bis eine Stunde Fahrt über die Landesgrenzen hinaus, wie wir auf dem Heimweg festgestellt haben.
Unterkunft
Wir entschieden uns bereits zum zweiten Mal für das 4*SUP Wellnesshotel Schwarzbrunn. Auf den Balkon, welcher 2019 für viele gemütliche Lesestunden sorgte, mussten wir heuer leider verzichten, dafür profitierten wir als Direktbucher von einigen Zusatzangeboten und Vergünstigungen. Erstaunlicherweise beteiligten wir uns sogar am Fitnessprogramm (diese Info scheint an der Waage vorbeigegangen zu sein).
Die ersten Tage verbrachten wir ganz entspannt im Hotel. Zwei verschiedene Pools, das angrenzende Freibad und herrliche Ruheräume halfen dabei, die Seele so richtig baumeln zu lassen. Abends sorgten Live-Bands und die Casinonight mit tollen Preisen für Unterhaltung.
Sehenswürdigkeiten
Der erste Fehler unterlief uns an Tag drei: Wir wollten aufs Stanser Joch. Am Nachmittag kurz auf den Berg wandern und gemütlich runterspazieren... soweit die Theorie. Warum uns die knapp 1500 Höhenmeter nicht abgeschreckt haben, bleibt mir ein Rätsel. Auch die Zeitangabe auf dem Wegweiser (4h) machte uns zwar etwas stutzig, wir liessen aber nicht von unserem Vorhaben ab – und wählten die Abkürzung ohne grosse Serpentinen. Zweieinhalb Stunden später waren wir komplett verschwitzt und am Ende unserer Kräfte. Der Berg hatte gewonnen. Ziemlich genau die Hälfte der Strecke hatten wir hinter uns gebracht, als wir aufgaben, und auf dem jetzt sehr flach wirkenden längeren Weg den Abstieg antraten. Die offenen Blasen an den Fersen begleiteten mich (konsequent nach Aufmerksamkeit rufend) durch den restlichen Urlaub.
Falls du auch mal auf das Stanser Joch wandern möchtest, hier der Insider-Tipp der Einheimischen: Zum Achensee fahren, dort mit der Bahn an Höhe gewinnen und dann von hinten auf den Gipfel. Für den Abstieg ist unsere Route besser geeignet (natürlich nicht die steile Variante, versteht sich).
Die Sonnenuntergangstour zum Hecherhaus beim Kellerjoch war trotz fehlendem Sonnenuntergang sehr schön und auch die Wanderung im Vomperloch hat uns gefallen. Ein besonderes Highlight für mich als Reiterin auf Entzug war natürlich der Tagesritt.
Gegen Ende der Ferien verbrachten wir etwas Zeit in Innsbruck. Ein absolutes Muss ist eine Fahrt mit den Nordkettenbahnen. Wir assen bei der Station Seegrube zu Mittag und genossen den unvergesslichen Blick über das Inntal. Vor der Rückkehr in die Hauptstadt Tirols lohnt sich ein Zwischenstopp im Alpenzoo. Noch nie zuvor sah ich eine Eule aus nur eineinhalb Meter Distanz.
Die Hofburg gefiel uns besser als Schloss Ambras und im Casino habe ich beim Roulette mehrfach auf die richtige Zahl gesetzt, sodass ich tatsächlich mit einem kleinen Gewinn in der Tasche die Heimreise antreten konnte.
Natürlich sind mir auch von unserem ersten Besuch noch einige Sehenswürdigkeiten in Erinnerung geblieben. Allen voran Schloss Tratzberg mit dem entzückenden Zug, der die Gäste bis zum Eingang der märchenhaften Residenz bringt. Ebenfalls empfehlen kann ich den Besuch des Silberbergwerkes in Schwaz und eine Wanderung durch die Wolfsklamm. Die Swarovski Kristallwelten entsprachen hingegen nicht meinen Erwartungen, was aber auch daran liegen kann, dass ich mich im Vorfeld zu wenig über die Ausstellung informiert hatte.
Kulinarisches
Im Hotel standen fast zu jeder Tageszeit einige Köstlichkeiten zum Verzehr bereit. Selbst das Picknick für unseren Ausflug nach Kitzbühel stellte die Küche für uns zusammen. Es gab also keinen Grund, weitere Lokale zu testen (abgesehen vom angrenzenden Restaurant, in welchem wir uns einen eigenen Burger zusammenstellen konnten – lecker!).
Das reichhaltigen Frühstücksbuffet am Morgen wurde vom Sudoku im Kinderteil des Tagesprogrammes begleitet. Mittlerweile sind wir routinierte Partner und würden jede Sudoku-Doppel-Meisterschaft gewinnen. Bloss am Donnerstag war die Frustration gross, als es für die letzten freien Felder keine eindeutige Lösung gab. Was hätte wohl ein Schiedsrichter dazu gesagt?
Und sonst so
Apropos Frühstück, es gab eine Buttermaschine. Das ist ein total nützliches Gerät mit einem einzigen Knopf. Da drückst du drauf und dann schiebt ein Metallarm eine wohlproportionierte Scheibe gekühlten Butter auf deinen Teller. Absolut faszinierend. Noch faszinierender war allerdings die Macht, welche dieses unscheinbare Monster innehatte. Es kann dich nämlich in den Wahnsinn treiben. Wie? Alle 55 Sekunden (ich habe gestoppt) gibt die Maschine piepende Töne von sich (mein Freund behauptet, es sei ein einzelner, sich wiederholender Ton, ich höre ganz klar eine Melodie – und zwar mindestens 20 Mal pro Mahlzeit). Na dann, Mahlzeit!
Zum Abschluss meines Reiseberichts muss ich von einer Begebenheit erzählen, die ich dir auf keinen Fall vorenthalten kann. Stell dir vor, du sitzt im Essbereich des Hotels und naschst ein Stück Kuchen. Da kommt eine Dame mit ihrem Teller und läuft Richtung Terrasse. Du denkst, sie will sich an den vordersten Tisch setzen, doch sie läuft einfach geradeaus weiter und volle Kanne in die Glasfront. Eine besorgte Servicekraft kommt angerannt – nichts passiert, die Dame hat sich nur erschreckt. Sie wird um den Tisch geführt und kann durch die offene Terrassentür nach draussen gehen. Du isst weiter. Stell dir vor, dass jetzt die männliche Begleitung der Dame vom Buffet kommt und mit viel Schwung an der exakt gleichen Stelle gegen die Scheibe donnert, dabei löst sich sein Tee mit einem Ruck aus der Tasse und klatscht auf das Glas. Und jetzt stell dir vor, wie völlig fremde Hotelgäste Blicke tauschen und die kollektive Spannung ein Verkneifen des Lachens fast unmöglich macht.
Ich wünsche dem Paar alles erdenklich Gute und uns allen, dass wir immer wieder in Situationen geraten, die ein befreiendes, herzerfülltes Lachen auslösen.
Herzlich,
ani.actress
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