Hallo Sonnenschein
Hörbücher finde ich irgendwie unpraktisch ... Es dauert so lange, bis eine Geschichte fertig wird. Acht plus Stunden zuhören – für ungeduldige Menschen wie mich nicht wirklich eine motivierende Vorstellung. Dazu kommt, dass eine Durchmischung der Handlungsstränge im schlimmsten Fall, mindestens aber einzelner Details des Hörbuches mit jenen des aktuell angefangenen physischen Buches (auf welches ich auf gar keinen Fall verzichten kann), hin und wieder für ein wenig Chaos im Kopf sorgt. Entsprechend wenige Hörbücher habe ich mir bisher angehört.
Trotzdem haben Hörbücher auch etwas für sich. Die Geschichten aus dem ganz normalen Leben von Hausfrau Gundula Bundschuh beispielsweise werden erst durch die Stimme Andrea Sawatzkis (deutsche Schauspielerin und Autorin der "Die Bundschuhs"-Reihe) so richtig zum Leben erweckt. Auch "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" von Gaby Köster erhält von ihr selbst gelesen eine noch persönlichere Note. Wenn ich also weiss, dass ich einige Stunden mit mental weniger anstrengender Arbeit beschäftigt oder lange unterwegs sein werde, greife ich doch ab und an auf ein Hörbuch zurück.
Normalerweise suche ich die Hörbücher tatsächlich nach den Sprechern (Simone Thomalla hat zum Beispiel eine sehr angenehme Erzählstimme) oder Empfehlungen (wie beispielsweise "Taxi, Tod und Teufel – Fährfahrt in den Tod" von Lena Karmann) aus. In letzter Zeit musste ich mir aber auch einige Werke anhören, die schon lange auf der Wunschliste standen, es aus Platz- und Kostengründen aber nie aufs "Nachttischli" geschafft haben. Einige meiner Top 5 sind auch Zufallstreffer.
"The Cornish Midwife" von Jo Bartlett
In Originalsprache angehört ist der Akzent zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig, trägt später aber zum Charme der Charaktere bei. Grossstadthebamme Ella Mehenick kehrt nach einem Zwischenfall zurück zu ihren Eltern aufs Land. Die vorübergehende Lösung bringt mehr Turbulenzen mit sich als gedacht und Ella muss ihre Zukunftspläne schon bald ernsthaft überdenken. Das Buch hat mich berührt und es sind mehrmals Tränchen gekullert – beziehungsweise wären mehrmals Tränchen gekullert, hätte ich mich nicht in der Öffentlichkeit befunden. Mit Kloss im Hals im Zug sitzen geht, weinen dann eher doch nicht. Eine bewegend vorgetragene Geschichte, die aber nicht länger im Gedächtnis bleibt.
"Man muss auch mal loslassen können" von Monika Bittl
Ganz anders sieht es hier aus. "Man muss auch mal loslassen können" ist ein Buch, an das man sich (gerne) erinnert. Simon Gosejohann liest einen tollen Roman über echte Begegnungen und Akzeptanz. Die Geschichte dreht sich um drei ganz unterschiedliche Frauen, die sich unabhängig voneinander das Leben nehmen wollen. Als sie aufeinandertreffen, beschliessen sie, das Unterfangen gemeinsam anzugehen und stossen dabei glücklicherweise auf unvorhergesehene Komplikationen.
"Das Weihnachtswunder von Westwood" von Susan Mallery
Herzerwärmend, endromantisch, vorhersehbar und nicht jugendfrei – die perfekte Lektüre (@Duden: Wir bräuchten ein Wort für gehörte Lektüre ... vielleicht Auditüre?) für einen kalten Winterabend.
"Miss Merkel: Mord in der Uckermark" von David Safier
Die Idee, Angela Merkel, ehemalige Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, in einem Krimi ermitteln zu lassen, finde ich an sich schon genial. Dazu kommt aber noch, dass es Herrn Safier gelingt, Fiktion und wahre Begebenheiten so geschickt miteinander zu verbinden, dass eine durchaus plausible Geschichte entsteht. Das Hörbuch ist witzig und Sprecherin Nana Spier trifft Angela Merkel ziemlich gut. Reinhören lohnt sich.
"Das Windsor-Komplott: Die Queen ermittelt" von S. J. Bennett
Folgendes: Wenn du Zugang zu einem internetfähigen Gerät hast – was du ja offensichtlich hast, sonst könntest du meinen Blog gar nicht lesen – lädst du dir jetzt in diesem Moment dieses Hörbuch herunter. Alternativ kannst du es auch auf eine Liste setzen oder auf eine andere Weise sicherstellen, dass du es baldmöglichst anhören wirst. Ich warte so lange.
Bist du soweit? Ich meine das nämlich ernst.
Letzte Chance ...
Nun gut, ich hoffe, du hast auf meinen Rat gehört. Denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dir dieses Hörbuch nicht gefallen wird. Wie du merkst, bin ich absolut begeistert. Das Buch (oder zumindest die gekürzte Version als Grundlage fürs Hörbuch) ist unkonventionell aufgebaut (glaube ich jedenfalls, ich bin aber keine geübte Krimileserin), die Figuren sind herrlich detailreich gezeichnet und der Fall bleibt spannend bis zum Schluss. Das alles wird aber noch getoppt von Sprecherin Sandra Voss. Sie leistet unglaublich gute Arbeit! Es gelingt ihr, jedem einzelnen Charakter, und sei seine Rolle noch so klein, Tiefe zu geben. Bereits an der ersten Silbe ist erkennbar, wer spricht und wo sich die Person aufhält. Wenn ich selbst einmal die Chance erhalte, ein Buch einzusprechen, dann wird mir Frau Voss definitiv als Vorbild dienen.
So, jetzt mache ich hier Schluss, damit du endlich mit dem Hören beginnen kannst. Und wenn du fertig bist, empfehle ich dir gleich mit "Die unhöfliche Tote: Die Queen ermittelt", also Band 2 der Reihe, weiterzufahren. Ich freu mich auf deine Rückmeldung – und natürlich auf weitere Hörbuchempfehlungen (nicht zu viele bitte).
Herzlich,
ani.actress
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