Liebe Belle
Heute stand ganz im Zeichen des Aufräumens. Am Morgen ging ich auf Tour und verteilte die letzten Weihnachtsgeschenke. Dabei ergab sich ein zusätzlicher Spaziergang um den Block meiner Cousine. Es war einfach eine ansprechende Strecke um die Hochhäuser. Die Tiefgaragenzugänge boten einen interessanten Anblick und die kalte Winterluft streifte wohlig um Nase, ungeschützte Ohren und nackte Finger, welche ganz benommen die Weihnachtsgeschenke umklammerten. Perfekte Bedingungen für einen kleinen Bummel, nicht? Na ja, das, und ich habe den Briefkasten nicht gefunden. (Er war direkt neben dem Hauseingang – Wer hätte das bitte wissen sollen?)
Jedenfalls konnte ich den Morgen geniessen, obwohl er etwas länger dauerte als geplant. Aber ganz ehrlich, was spielt das schon für eine Rolle, ich habe ja Zeit...
An der Bushaltestelle durfte ich fasziniert eine Krähe beobachten.
Kleiner Einschub: Selbstverständlich gehe ich diesen Blog sehr professionell und mit hohem Anspruch an mich selber an. Dementsprechend kommt es vor, dass ich während des Schreibens recherchiere. Ich möchte ja keine falschen Informationen ins Netz stellen, sondern lediglich meine (durchaus mit vielen Vorurteilen/meinen Wertvorstellungen etc. pp. behaftete) Meinung mitteilen.
Also habe ich – nur, um sicher zu gehen – "Krähe" gegoogelt, bzw. geecosiatet. Ergebnis: Ich kann jetzt Amseln, Dohlen, Saatkrähen und Kolkraben auseinanderhalten, habe aber gleichzeitig viel Zeit unnötig darauf verwendet, die Krähe als Aaskrähe* zu identifizieren. Warum unnötig? Siehe weiter unten. Einschub Ende.
Seelenruhig spazierte die Aaskrähe auf dem Bürgersteig herum, bevor sie gekonnt auf die Fahrbahn runterhüpfte (und später auch wieder zurück – ganz ohne das Benutzen der Flügel!). Das sah so spassig aus. Als ich die abgefederte Landung sah, wollte ich am liebsten mithüpfen. Hab ich natürlich nicht gemacht. Man muss sich ja schon auch an die hiesigen Konventionen halten. Wobei, wirklich gewundert hätte sich vielleicht niemand, die anderen Wartenden waren nämlich allesamt in ihre Handybildschirme vertieft.
Geschickt zerkleinerte die Krähe am Boden liegende Knochen (erwähnte ich meine unnötige Recherche?), hielt sie mit den Krallen fest, nahm sie seitlich mit dem Schnabel auf und verzehrte sie Stück für Stück. Mitten im Trubel führt sie ihr angepasstes Leben und wird dabei kaum beachtet. Schade eigentlich.
Am Nachmittag verräumte ich die Weihnachtsdeko. Gerne erwähne ich den besinnlichen Moment, als ich die Krippen (ich habe zwei und ich liebe beide, aber davon mal mehr in der Vorweihnachtszeit) sorgfältig verstaute. Merkst du übrigens, wie ich lange Sätze, Kommata (ja, das ist ein möglicher Plural von Komma) und Klammern liebe – ganz zu schweigen von Gedankenstrichen? Ich hoffe, du verstehst mich trotzdem und kannst ab meinem nur leicht trockenen, von Ironie und Sarkasmus geprägten Humor schmunzeln.
Gibt es eigentlich eine Statistik, die aufzeigt, wie viele Stunden Freude Micro-LED-Lichterketten verbreiten und wie viel Ärger man im Gegenzug mit ihnen hat? Würde mich echt wundernehmen, ob das in einem gesunden Verhältnis zueinander steht. Versteht sich von selbst, dass ich einen regelrechten Kampf ausfechten musste, um den traumhaften Vorhang zu entwirren und jedes Haar einzeln säuberlich aufgerollt zu fixieren. Nur, um ihn dann in eine absurd kleine Verpackung zu pressen, im Wissen, dass die Haare bis zum nächsten Gebrauch einige feucht-fröhliche Sommerparties feiern und im Winter als einziger gigantischer Knoten aus der Schachtel springen werden.
Es sei ihnen gegönnt.
Herzlich,
ani.actress
*Die Aaskrähe tritt in zwei unterschiedlichen Gestalten (Morphen) bzw. Erscheinungsbildern (Phänotypen) auf. Mit grauem Bauch: Nebelkrähe; ganz schwarz: Rabenkrähe.
Bin gerade am Nachlesen...... Ich will dir natürlich die kommenden Weihnachtsfreuden nicht verderben..... Aber ich finde Micro-LED-Lichterketten störend und unnötig. Nix für unguet! :-)