Hallo Sonnenschein
Ein Cast auf grosser Wanderung. Wenn man miteinander an einer Produktion arbeitet, wächst man zu einer kleinen Familie zusammen. So ist es besonders schön, wenn sich die ein oder andere Familie mal wieder trifft. Diesmal steht eine gemeinsame Wanderung in Graubünden an.
Mit einem Kleinbus fahren wir nach Chur. Der Beifahrer lässt es sich nicht nehmen, am Mikrofon lustig verpackte Reiseinformationen durchzugeben, hinten versuchen wir uns unbemerkt zwischen den Sitzlehnen in die Snapchats der Jugendlichen zu schleichen.
Mit Luftseilbahn und Gondeln geht es weiter nach Brambrüesch. Angekündigt war eine "gemütliche Wanderung (ca. 2 ¼ Stunden)" nach Pradaschier. Die Route ist mit "Bergwanderweg" signalisiert und über 6.3 km müssen 330 Höhenmeter Anstieg erklommen und 200 Höhenmeter Abstieg überwunden werden. Wir müssen mehrheitlich hintereinander gehen und bilden drei verschiedene Gruppen nach Wandertempo.
Nachdem ich einen Apfel als Znüni verspeist habe, geniesse ich die Wanderung. Wir haben eine tolle Aussicht, ich kann mich bei jedem steilen Abschnitt darüber beschweren, dass ich unter "gemütlich" etwas anderes verstehe (zumindest so lange, bis mein Freund kein weiteres Rummotzen mehr hören will) und am Ende soll es im Bergrestaurant Zmittag geben.
Mein Highlight ist allerdings die Kuhweide, durch die wir wandern. Etwas abseits vom Weg liegen ein paar Kühe im Gras und schauen zufrieden in die Welt hinaus. Ich kann die braun-weisse Kuh streicheln, ohne dass sie oder eine ihrer Kolleginnen aufschrickt. (Keine Angst, ich habe mich ganz vorsichtig genähert und respektvoll gefragt, ob ich sie berühren darf – sie hat nicht nein gesagt.) Einmal Händewaschen und dann gibt es Cordon-Bleue gefüllt mit Capuns für meinen Freund und die meisten anderen Erwachsenen, Cervelatsalat plus die Pommesresten der Kinder für mich.
Nach dem Essen wird gerodelt. Die längste Rodelbahn der Schweiz ist beliebt und so müssen wir ziemlich lange anstehen. "Belohnt" werden wir mit einer rasanten Fahrt über mehr als 3km. Mein Freund sitzt hinten und kann vor Lachen fast nicht bremsen, ich sitze vorne und kommentiere die 31 Kurven wahlweise mit "Langsamer!", "Hilfe!" oder "Okay, okay, aaaaaaah". Das schlimmste sind allerdings die Unebenheiten auf den Geraden (Schanzen). Meine Füsse verlieren den Halt, ich kann keinen Gegendruck mehr geben und hänge völlig hilflos in der Luft. Nur der Beckengurt hält mich noch auf unserem Gefährt. Krampfhaft krallen sich meine Finger um den Haltegriff. "Achtung, Bodenwelle!" "Aua!" "Neeeeeeeeeein!" Nach einer letzten Kurve sind wir endlich unten.
Ich kann nicht mehr, mein Freund lacht sich mit strahlenden Augen beinahe in ernsthafte Bauchschmerzen und meine Kollegen fahren extra mit der Sesselbahn wieder nach oben, um die ganze Tortur ein zweites Mal über sich ergehen zu lassen. Darüber kann ich nur (bei einem wohlverdienten Eis) den Kopf schütteln. Kann es sein, dass mein Körper Adrenalin nur sehr schwer abbaut (ich hatte nach über 10 Minuten noch immer zittrige Hände und weiche Knie) und ich deshalb nichts für diese Art von Freizeitgestaltung übrighabe? Wie ist es bei dir, suchst du den Kick?
Auf dem Rückweg nach Zürich stellen wir vermutlich einen neuen Negativ-Rekord auf. Im Schneckentempo ruckeln wir am Walensee vorbei und kommen nach geschlagenen drei Stunden Fahrt (inklusive Pipipausen bei gefühlt jeder Raststätte) zuhause an. Wie immer nach einem Tag an der frischen Luft und in guter Gesellschaft: müde, aber glücklich. Ich freue mich schon heute auf das nächste Abenteuer.
Herzlich,
ani.actress
Cervelatsalat plus Pommes!!!
schenau da!