Hallo Sonnenschein
Einmal Pferdemädchen, immer Pferdemädchen! In meiner Kindheit durfte ich während 9 Jahren Reitunterricht nehmen. Eine Babysitterin, die selbst regelmässig reiten ging, hatte damals den Ausschlag gegeben. Einmal besuchten wir sie bei ihrer Reitstunde auf dem Hof – ein Erlebnis, an welches ich mich gerne erinnere.
Später hatte ich ein eigenes Pflegepferd auf dem Reiterhof. Das Reitschulpony war ein Shetty, hatte viele Flausen im Kopf, lehrte mich unglaublich viel und wurde abgöttisch von mir geliebt. Meine zweite Reitbeteiligung war eine junge Stute mit Vollbluteinschlag. Auf ihr nahm ich gar Privatstunden, das war eine der Bedingungen der Besitzerin, und drehte fröhliche Runden im Gelände. Als die Stute wegzog, folgten einige Jahre Reitpause. Schliesslich durfte ich im Jahr 2016 eine absolut liebenswürdige Friesenstute mitbetreuen.
Viereinhalb Jahre später geht mein Pferdeabenteuer endlich in die nächste Runde. Natürlich habe ich die Zeit bei den Pferden stark vermisst, den nötigen Schubs bekam ich aber vor ein paar Wochen von meinem Papi. Er wies mich ganz unverbindlich auf einen Aushang hin. "Mitreiter/in gesucht für 26-jährigen, braven Araberwallach", lautete die Überschrift. Ich verstand mich auf Anhieb mit Besitzerin und Pferd. Der alte Herr zeigte sich von der besten Seite. Er ist total gelassen, testet wenig und läuft unheimlich motiviert. Schnell wurde ich in die "Familie" aufgenommen.
Unser erster Ausritt alleine dauerte ungefähr eine Stunde. Im zackigen Schritt ging es den Berg hinauf, eine Runde durch den Wald, eine kurze Strecke sind wir auch getrabt. Im Galopp könne er hin und wieder buckeln, meinte die Besitzerin beim Kennenlerngespräch, durchgegangen sei er allerdings noch nie. Natürlich wollte ich das mit eigenen Pobacken spüren und galoppierte auf geeigneter Strecke sanft an. Den ersten Buckler konnte ich leicht abfangen, danach rasten wir den Weg entlang. Ich sag mal so: Mir wurden bisher 4 Pferde anvertraut. Bei allen wurde mir versichert, sie seien noch nie durchgegangen, und mit allen hatte ich diesen einen unkontrollierten Galoppsprung (oder auch zehn) beim ersten Ausritt. Es scheint an mir zu liegen.
Jedenfalls konnte ich den Schimmel dann doch noch von einem Gangwechsel überzeugen und auch den zweiten Buckelversuch abfangen. Der Rest des Ausrittes verlief bis auf ein kurzes Verreiten (das Pferd folgte mir sogar ganz brav in eine ihm unbekannte Sackgasse) mit anschliessender kompletter Orientierungslosigkeit entspannt.
Seither bin ich wieder komplett im Pferdefieber. Ich kann es kaum erwarten, wieder am Stall zu sein, habe meinen Pferdepodcastkonsum erhöht, denke mehrmals täglich an meinen Lieblingssport, überlege, welche Ausrüstung ich mir für den kommenden Winter unbedingt zulegen muss, und der Osterhase brachte gleich drei Pferdezeitschriften (zwei davon mit Zielpublikum Mädchen zwischen 7 und 11 bzw. 9 und 13 Jahren). Ach, das Leben ist ein Ponyhof!
Herzlich,
ani.actress
PS. Es könnte sein, dass ich (auch in zukünftigen Artikeln) zu meiner eigenen und deiner Unterhaltung übertreibe oder Situationen witzig darstelle. Ganz wichtig sind mir aber drei Grundsätze im Umgang mit Pferden:
1. Keine Gewaltanwendung.
2. Das Pferd ist nie von sich aus bösartig oder an irgendetwas "schuld" – es liegt immer am Reiter.
3. Eigene Fehler müssen anerkannt und reflektiert werden, um sie in Zukunft möglichst zu vermeiden.
Ich halte mich jederzeit an diese (und weitere) Grundsätze, auch wenn ich das nicht immer explizit schreibe oder schreiben werde.
Comentarios